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Pädagogik
Pädagogische Grundhaltungen
Die Arbeit der „Herz mit Schnauze“ Therapiebegleithundteams baut auf zwei zentralen pädagogischen Grundhaltungen auf: die hundgestützte und die konfrontative Pädagogik. Die beiden ergänzen und verstärken sich. Dort wo der eine Ansatz an seine Grenze stößt, kann der andere Ansatz erfolgsversprechend eingesetzt werden. Ist es für den Trainer beispielsweise trotz eines wertschätzenden und konfrontativen Verhaltens nur schwer möglich eine Bindung zu dem Kind oder Jugendlichen aufzubauen, bietet der Einsatz des Therapiebegleithundes die Möglichkeit die Distanz zu überwinden. Es wird eine angstfreie, positive Atmosphäre ohne Stress geschaffen und durch das Streicheln des Hundes werden Ängste oder Aggressionen abgebaut. Diese Brückenfunktion des Hundes hilft dem Trainer eine Beziehung zu dem Kind oder Jugendlichen aufzubauen.
Hundgestützte Pädagogik
Die hundgestützten Pädagogik ist Teil der tiergestützten Pädagogik. Durch einen Pädagogen und speziell trainierte Tiere, in diesem Fall ein Hund, wird auf die emotionale und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen einflussgenommen. Die positive Wirkung von Hunden ist schon seit mehreren hundert Jahren bekannt. Diese Entdeckung machte bereits der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris Levinson im Jahre 1962. Ein Kind, welches fast keinen Kontakt mit der Außenwelt aufnahm, öffnete sich einem Hund und begann mit diesem zu kommunizieren.
Auch heute werden Hunde bereits in vielen pädagogischen Bereichen eingesetzt. Hierzu zählen beispielsweise Schulen, Kindergärten, Seniorenheime oder der Strafvollzug. Im gezielten Zusammenhang mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen werden Hunde bisher wenig eingesetzt. Das Potential der hundgestützten Arbeit ist jedoch enorm. Ein Hund bewertet nicht, belehrt nicht, beurteilt und verurteilt nicht. Er gibt eine direkte Rückmeldung auf das Verhalten und hat keine Erwartungen an die Jugendlichen und Kinder. Bei der Arbeit mit dem Hund steht nicht das Problem, sondern das Tier im Vordergrund. Der Jugendliche oder das Kind kann angstfrei agieren und muss sich nicht beweisen. Er wird vom Hund so angenommen, wie er ist.
Auswirkungen des Therapiebegleithundes auf die emotionale und soziale Kompetenzentwicklung
Durch den Umgang mit dem Hund werden die eigenen Stärken und Schwächen bewusst, wodurch die realistische Selbsteinschätzung gefördert wird. Erfolge, etwa beim Erteilen von Kommandos, stärken das Selbstwertgefühl. Außerdem fühlen sich die Kinder und Jugendlichen durch die Unvoreingenommenheit des Hundes angenommen und gebraucht. Auch die Selbststeuerung wird durch die unmittelbare und situationsangemessene Reaktion des Hundes gestärkt. Muss das Kind oder der Jugendliche beispielsweise seine eigenen Bedürfnisse denen des Hundes unterordnen, erlernt es, bzw. er, Verantwortung und die Frustrationstoleranz wird gestärkt. Durch die positive und angstfreie Atmosphäre wird zusätzlich die Motivation, kreativ zu sein und Neues auszuprobieren gefördert und überflüssige Energie und Konflikte können leichter abgebaut werden. Auch Körperfunktionen, wie die Konzentrationsfähigkeit, Geschicklichkeit, Koordination, Schnelligkeit und die Selbstwahrnehmung werden im Spiel mit dem Hund gefördert. Hinzu kommt die Weiterentwicklung von Entscheidungs- und Handlungskompetenzen. Beim Spiel mit dem Hund muss das Kind oder der Jugendliche sich beispielsweise fragen, welches Spielzeug besser ist oder ob der Hund überhaupt noch spielen möchte. Außerdem müssen die weiteren Handlungen geplant werden.
Der Übergang von emotionaler Kompetenzentwicklung zu sozialer Kompetenzentwicklung ist fließend. Auch hier hat der Therapiebegleithund positive Auswirkungen:
Das Kind oder der Jugendliche lässt sich auf den Hund ein und bezieht diesen in seine Handlungen und sein Verhalten ein. Hierdurch wird die Fähigkeit Beziehungen aufzubauen und die Gemeinschaftsfähigkeit gefördert. Außerdem führen die Übernahme von Verantwortung und das Einhalten von Verhaltensregeln zur Förderung der Akzeptanz von Grenzen, zu sozialer Rücksichtnahme und somit sozialer Zuverlässigkeit. Auch die Kommunikationsfähigkeit des Kindes oder Jugendlichen wird gefördert. Durch die Notwendigkeit von Absprachen und das Abstimmen des Verhaltens wird die verbale Kommunikation gefördert. Aber vor allem die nonverbale Kommunikationsfähigkeit, welche 75 – 80% der gesamten Kommunikation ausmacht, wird entwickelt. Hunde besitzen von Natur aus ein großes Spektrum an nonverbalen Kommunikationsprozessen. Verhaltensauffällige Jugendliche haben häufig Probleme damit, non-verbale Signale wie Körpersprachen, Mimik, Gestik und Haltung zu interpretieren und zu senden. Im Umgang mit dem Hund müssen sie versuchen, eine gemeinsame Sprache zu finden. Der Hund reagiert direkt auf die eigene Körpersprache und spiegelt diese. So wird das Kind oder der Jugendliche zur Reflexion angeregt. Des Weiteren wird durch die nonverbale Kommunikation die Empathiefähigkeit und soziale Feinfühligkeit gestärkt.
Konfrontative Pädagogik
Die „konfrontative Pädagogik“ bezieht sich auf einen sozialpädagogischen Handlungsstil des Trainers. Hierzu gehören das Aufstellen transparenter Regeln, die direkte Konfrontation der Kinder oder Jugendlichen mit Regelüberschreitungen und das Aufzeigen von Konsequenzen bei Fehlverhalten. Zum anderen gehört hierzu ein demokratischer, wertschätzender Umgang mit der grenzüberschreitenden Person. Diese wird in ihren Gefühlen ernstgenommen und respektiert. Die konfrontative und zugleich wertschätzende Grundhaltung der „Herz mit Schnauze“ Trainer wirkt sich, wie auch der Einsatz des Therapiebegleithundes, positiv auf die emotionale und soziale Kompetenz der Kinder oder Jugendlichen aus.
Auswirkungen der konfrontativen Pädagogik auf die emotionale und soziale Kompetenzentwicklung
Durch gegenseitiges Feedback und Reflexion beidseitigen Verhaltens mit dem Trainer werden die Kinder und Jugendlichen mit eigenen Stärken und Schwächen konfrontiert. Es wird eine realistische Selbsteinschätzung gefördert. Des Weiteren werden durch den wertschätzenden Umgang Potentiale aufgezeigt und eine positive Sicht der eigenen Person und des eigenen Körpers angeregt. Hierdurch wird das Selbstwertgefühl der Kinder oder Jugendlichen gestärkt. Durch die direkte Konfrontation mit dem eigenen Verhalten wird den Kindern oder Jugendlichen Verantwortung für ihr eigenes Handeln übertragen. Auch provozierendes Verhalten durch die Trainer muss ausgehalten und reflektiert werden. Dies wirkt sich stärkend auf die Frustrationstoleranz aus. Die Verantwortungsübernahme und Entwicklung von Frustrationstoleranz führt daraufhin zu verbesserter Selbststeuerung der Kinder oder Jugendlichen. Die wertschätzende Haltung des Trainers führt dabei zusätzlich zur Motivation der Kinder oder Jugendlichen. Diese werden in ihrem sozialen Umfeld häufig auf ihr auffälliges Verhalten oder ihre Straftaten reduziert. Überschüssige Energie kann durch gemeinsame sportliche Aktivitäten abgebaut werden. Durch geregelte körperlich betonte Spiele werden zudem Körperfunktionen wie die eigene Körperwahrnehmung oder auch Koordination und Schnelligkeit gefördert. Die Interaktion mit dem Trainer, welcher direkt die Folgen des eigenen Handelns aufzeigt, fördert dabei zusätzlich die Entscheidungs- und Handlungskompetenz der Kinder oder der Jugendlichen. In Rollenspielen werden neue Handlungsmöglichkeiten erprobt und reflektiert.
Durch diese erweiterten Handlungsmöglichkeiten wird neben der emotionalen Kompetenz auch die soziale Kompetenz gestärkt.
Der wertschätzende Umgang des Trainers mit gleichzeitigem transparentem Aufzeigen von Regeln erleichtert den Bindungsaufbau. Durch Rollenspiele und gemeinsame Interaktion und Reflexion des Verhaltens wird die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen, gefördert und die Gemeinschaftsfähigkeit erhöht. Außerdem wird durch das transparente Setzen von Zielen und das konsequente Einhalten von Regeln die soziale Zuverlässigkeit gefördert. Anspruchsvolle sportliche Herausforderungen mit Regeln und Zielen helfen dabei, Grenzen zu akzeptieren und Halt sowie Orientierung im Alltag zu finden. In Zusammenarbeit mit dem Trainer wird durch gegenseitige Achtsamkeit dabei zusätzlich die soziale Rücksichtnahme gefördert. Absprachen, die bei solchen sportlichen Aktivitäten getroffen werden müssen, stärken die verbale Kommunikationsfähigkeit der Kinder oder Jugendlichen. Neben der verbalen Kommunikationsfähigkeit wird in konfrontativen Rollenspielen mit dem Trainer auch die nonverbale Kommunikationsfähigkeit gestärkt. Der Trainer spielgelt dem Kind oder Jugendlichen sein Verhalten und die Wirkung von Körpersprache und Tonfall direkt wieder. Durch eine Konfrontation auf Augenhöhe mit der Benennung von Ängsten, Ärger, Kränkungen und Enttäuschungen wird zudem die Empathiefähigkeit und soziale Feinfühligkeit gefördert.